27.01.2020

Fahrerlose Transportsysteme: Arvato forciert die Automatisierung

Sechs automatisierte Flurförderzeuge übernehmen im Distributionszentrum Harsewinkel bei Arvato Supply Chain Solutions die bodenebenen Palettentransporte.
Technologie
(v.l.) Bei Arvato in Harsewinkel: Klaus Ochs (Haustechnik), Matthias Anderson und Martin Döltgen (beide Logistics Engineering), Fabian Generotzky (Director Operations), Erich Berg (Projektleiter) und Kai Lienemann (IT). | Bild: Jungheinrich

Aus Harsewinkel heraus erbringt Arvato unter anderem Logistikdienstleistungen für Kunden aus der Pharma- und Medizintechnikindustrie, 31.000 Quadratmeter stehen hierfür zur Verfügung. Um den steigenden internen Palettentransport zu entlasten, aber auch um dem Fachkräftemangel entgegen zu wirken, hat der Standort in sechs fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) der Jungheinrich AG investiert.

Im Sommer 2019 wurden in der Logistikanlage rund 300 Reflektoren an Wänden und Regalen entlang der Transportwege angebracht. Diese werden von einem Laserscanner auf den Fahrzeugen erkannt und dienen als Navigationspunkte. Dadurch kann das FTF mittels Triangulation laut Jungheinrich auf bis zu zwei Millimeter genau navigieren.

Während der Implementierungsphase wurden auch die Steuerung der Fördertechnik erneuert, Bodenmarkierungen nach 5S-Standards angebracht und Drehplätze sowie Pufferregale auf der zentralen Bewegungsschiene aufgestellt, um Paletten automatisiert puffern zu können und Längs- als auch Quertransporte abzubilden.

Schnittstellen zur IT

Abgerundet wird die neue Technik durch Systemschnittstellen zur Lagerverwaltungssoftware, zur Steuerung der Fördertechnik sowie durch die Einführung von FTS-spezifischen Scan-Dialogen. Bereits Anfang des Jahres wurden die Mitarbeiter des Wareneingangs, Warenausgangs und internen Transports über das Konzept sowie die entsprechenden Verhaltensregeln unterrichtet.

Die sechs Fahrzeuge, die nach bekannten Superhelden wie Hulk, Batman oder Superman benannt worden sind, fahren alle Läger, den Wareneingang und Warenausgang sowie den Entsorgungsbereich zur Entleerung der Müllcontainer an.

Aus den von der Lagerverwaltungssoftware erzeugten Transportaufträgen werden Fahraufträge für das FTS generiert. Über die jeweiligen Von- und Nachlagerplätze werden die Quelle und die Senke für das automatische System erzeugt. Die FTF navigieren dabei eigenständig durch das Lager, öffnen Tore und setzen Palettenfördertechniken in Betrieb.

„Durch die Schnittstellen zwischen dem FTS und der Lagerverwaltungssoftware sowie der Fördertechnik hat jede Palettenbewegung ein Statusupgrade integriert. So können wir in Echtzeit nachverfolgen, wo sich eine Palette gerade befindet“, erläutert Erich Berg, leitender Projektmanager bei Arvato.

Verladung ist eingebunden

Zusätzlich übernimmt das System Transporte für fertig gestellte Warenausgangspalletten. Die Lagerverwaltungssoftware überprüft, ob es für den Frachtführer schon eine Verladereihe gibt oder eröffnet eine neue Verladereihe und gibt diese der Steuerungssoftware vor.

„Wir können das System jederzeit auch manuell unterstützen. Per Leitrechner haben wir die Möglichkeit, bestimmte Bereiche beziehungsweise Hallenabschnitte zu sperren, um den Mischverkehr zwischen den automatisierten und manuellen Hallen so gering wie möglich zu halten“, erklärt Matthias Anderson aus dem Bereich Logistics Engineering.

Ist ein Hindernis im Weg, bleibt das Fahrzeug stehen, bis dieses beseitigt ist. Eine Anbindung an die Personenschutzanlage, an die Schnelllauftore sowie an die Brandschutztore und die Brandmeldeanlage ist ebenfalls vorhanden. Im Falle eines Alarms fährt das Fahrerlose Transportsystem eigenständig aus dem Gefahrenbereich hinaus.

Zwischenladen in Auftragspausen

Dank der Lithium-Ionen-Akkus können die Fahrzeuge bis zu acht Stunden unter Vollauslastung fahren, bevor sie aufgeladen werden müssen. Die Fahrzeuge fahren bei Betriebsschluss oder sobald alle Aufträge erledigt wurden, selbstständig an die Ladestationen zurück. Durch diese Zwischenladungen kann das System rund um die Uhr arbeiten, ohne spezifische Ladepausen einhalten zu müssen.

Beim EKS 215a, welches bei Arvato im Einsatz ist, handelt es sich um ein Fahrerloses Transportfahrzeug auf Basis des Vertikalkommissionierers EKS. Der EKS 215a kann Lasten bis zu 1,5 Tonnen einlagern. Das Fahrzeug erreicht dabei Höchstgeschwindigkeiten von bis zu 2,5 m/s. Bei Arvato fährt das Fahrzeug mit einer Geschwindigkeit von 1,7 m/s, die Hubhöhe beträgt 2,5 m.

„Durch den Wegfall des Fahrerstandes ist der EKS 215a auch in enger Umgebung besonders wendig. Die freitragenden Gabeln des EKS 215a ermöglichen den Transport von Sonderladungsträgern und geschlossenen Paletten sowie die Bedienung nichtunterfahrbarer Stationen“, so Dr. Markus Heinecker, Bereichsleiter Projektvertrieb bei Jungheinrich.

Von Tobias Schweikl

veröffentlich vonLOGISTRA

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