06.03.2020
Staplerfahren noch sicherer machen
Sie transportieren schwere Lasten in Produktionsanlagen, Lagerhallen und Fertigungsstrecken und zirkeln dabei durch enge Regalreihen – Gabelstapler sind als Arbeitsmittel in der modernen Logistik nicht mehr wegzudenken. Allerdings birgt ihre Nutzung auch Gefahrenpotenzial. Laut Informationen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) wurden allein im Jahr 2018 mehr als 12.500 Unfälle mit Personenschaden gemeldet, an denen Gabelstapler beteiligt waren.Die Über Bosch Engineering GmbH bietet mir ihrem Kollisionswarnsystem nun nach eigenen Angaben einen entscheidenden Hebel, um die Sicherheit beim Betrieb von Gabelstaplern zu erhöhen und die Arbeitsunfälle in diesem Bereich zu senken. Die Kollisionswarnung besteht aus vier kompakten Nahbereichskameras und einem Steuergerät, das eine Rundumsicht des aktuellen Fahrzeugumfelds erzeugt und dem Staplerfahrer auf einem Monitor anzeigt. Um den Sichtassistenten zu einem wirksamen Kollisionswarnsystem zu erweitern, hat Bosch auf der Basis von intensiven Marktuntersuchungen sowie -gesprächen unter anderem mit der Berufsgenossenschaft Handel und Warenlogistik (BGHW) drei charakteristische, besonders unfallträchtige Fahrszenarien identifiziert und daraus entsprechende Use-Cases für die Warnfunktion abgeleitet. Im derzeitigen Entwicklungsprozess werden unter anderem diese Erkenntnisse berücksichtigt, um künftig eine optimal zugeschnittene marktrelevante Funktion anbieten zu können. Einerseits ist das das Anfahren beziehungsweise Fahren in Gängen und auf Wegen, andererseits das Überqueren von Kreuzungen im Lagerbereich und zudem das Rangieren bei Lagervorgängen. „Das Ziel der Entwicklung muss dabei immer sein, dass der Fahrer nur relevante Warnungen erhält, die ihn nicht ablenken oder irritieren,“ erklärt sAndrew Allen, verantwortlich für den Bereich Commercial Vehicle und Off-Road bei Bosch.
Alles im Blick
Bei der Fahrt in einem Gang oder entlang von Regalreihen wird der Fahrer vor knienden, stehenden und sich bewegenden Personen vor, hinter und neben dem eigenen Fahrzeug gewarnt. In schwer einsehbaren Kreuzungsbereichen wird der Fahrer zusätzlich dabei unterstützt, auf seitlich herannahende Personen oder Fahrzeuge rechtzeitig zu reagieren. Ein weiterer Vorteil ist die Warnfunktion während des Lagervorgangs. Hierbei kann sich der Fahrer beispielsweise optimal auf den Auslagervorgang konzentrieren, da er rechtzeitig vor Kollisionen gewarnt wird. Der Funktionsumfang des Multikamerasystems umfasst neben der Kollisionswarnung alle Features, die schon bei der ersten Generation des Sichtassistenten verfügbar waren. So wird dem Fahrer das Bild des eigenen Fahrzeugs auf dem Cockpit-Display als detailgetreues 3D-Modell dargestellt. Bewegt sich das Fahrzeug, wandert auch das Monitorbild des Umfelds mit. Zudem lässt sich die Fahrspur als Manövrier- und Positionierungshilfe in das Displaybild einblenden. Darüber hinaus ermöglicht ein Hineinzoomen in die Top-View-Ansicht ein zielgenaueres Rangieren mit dem Fahrzeug an engen Stellen. Die Bildschirmdarstellung – ob Einzelansichten, 360-Grad-Rundumsicht sowie Vollbild oder Splitscreen – lässt sich vom Fahrer konfigurieren, kann vom Fahrzeughersteller entsprechend der Fahrzeuganwendung aber auch vorgegeben werden.
Einfache und schnelle Inbetriebnahme für Multikamerasystem
Die neue Kollisionswarnung beruht auf derselben Hardware wie das Multikamerasystem, weshalb sie einfach und schnell appliziert werden kann. Für mobile Arbeitsmaschinen im Off-Highway-Bereich vereinfacht Bosch die Anpassung des Multikamerasystems an unterschiedliche Kundenanwendungen. Servicetechniker nehmen die Kameras damit in weniger als 25 Minuten auch bei unterschiedlichen Fahrzeugvarianten in Betrieb. Für den Prozess sind lediglich fünf zusammenrollbare, handliche Marker, ein Maßband sowie ein Service-PC mit dem installierten Applikationstool erforderlich. Per Applikationstool ist beispielsweise eine schnelle und einfache Applikation per Quick-Setup oder ein geführter Dialog möglich. Somit wird die Präferenz und der Erfahrungsgrad der Servicetechniker optimal berücksichtigt. Zudem bietet das Tool weitere Möglichkeiten wie eine Diagnose für die Fehlersuche, Software-Updates oder weitere individuelle Einstellungen. Die Markteinführung ist für 2021 angestrebt.
Von Redaktion (allg.)
veröffentlich vonTechnische Logistik