11.08.2020
Sichere Intralogistik
Als explosionsgefährdet werden Bereiche definiert, in denen sich bei der Herstellung, Verarbeitung, Beförderung und Lagerung von brennbaren Stoffen in Verbindung mit Luft explosionsfähige Gemische bilden können. Branchen von der Pharma- und Chemieindustrie, über die Druck- und Papierbranche bis hin zu Getreide- oder Zuckerverarbeitern sind diesen Gefahrstoffen ausgesetzt und benötigen spezielle Ex-Schutz-Flurförderzeuge, um den innerbetrieblichen Materialfluss bewältigen zu können. Das Arbeiten in explosionsgefährdeten Bereichen ist mit besonderen Sicherheitsmaßnahmen verbunden, die das Erkennen, Vermeiden oder Einschränken von Explosionsgefährdungen voraussetzen.Ein Bereich, in dem explosionsfähige Atmosphäre in solchen Mengen auftreten kann, dass besondere Maßnahmen für die Aufrechterhaltung des Schutzes von Sicherheit und Gesundheit der betroffenen Arbeitnehmer erforderlich werden, gilt als explosionsgefährdeter Bereich. Dieser wird in unterschiedliche Zonen aufgeteilt.
Ex-Schutzzonen von Null bis Zwei
In Zonen der Klasse 0 besteht das höchste Risiko aufgrund einer ständigen, über lange Zeiträume oder häufig auftretenden explosionsgefährlichen Atmosphäre, während im Normalbetrieb in Zone 2 eine gefährlich explosionsfähige Atmosphäre nicht oder nur kurzzeitig auftritt.
Auch wenn explosionsfähige Stoffe allein noch kein Risiko darstellen, kommen beim Einsatz von elektro- und verbrennungsmotorischen Staplern mit funkenbildenden Komponenten schnell potenzielle Zündquellen hinzu. Gefahren wie heiße Oberflächen, Flammen, mechanisch erzeugte Funken, elektrische Anlagen oder statische Elektrizität, aber auch Handys und Fernbedienungen sind zwingend zu verhindern.
Hohe Sicherheitsstandards für den Einsatz von Flurförderzeugen
Der Betrieb von Gabelstaplern und Lagertechnikgeräten in Ex-gefährdeten Bereichen unterliegt hohen Sicherheitsrichtlinien und Vorschriften, und es dürfen nur speziell ausgestattete Stapler mit Ex-Schutz eingesetzt werden. Die gesetzliche Grundlage dafür findet sich in den Atex-Richtlinien der EU (Atex leitet sich dabei aus der französischen Abkürzung für ATmosphère EXplosible ab), die explosionsgefährdete Zonen nach der Häufigkeit und Dauer des Auftretens gefährlicher Atmosphären definiert.
Linde Material Handling bietet ein umfangreiches Produktprogramm für Anwendungen im Ex-Schutz-Bereich an. Dazu gehören Elektro-Gegengewichtstapler mit Tragfähigkeiten von 1,4 bis 5 Tonnen, verbrennungsmotorische Stapler mit Tragfähigkeiten von 5 bis 6 Tonnen sowie unterschiedlichste Lagertechnik-Fahrzeuge. Hinzu kommt eine Vielzahl an kundenspezifischen Lösungen, wie beispielsweise eine ex-geschützte Kabinenheizung für Elektrostapler. Innovative Assistenzsysteme, Sicherheitsfeatures und Sonderausstattungsvarianten stehen auch für den Einsatz in potentiell explosiver Atmosphäre zur Verfügung. Die Auswahl an optionaler Sonderausstattung reicht vom Flottenmanagementsystem „Linde connect“ über den „Linde Blue Spot“ bis zum Arbeitsscheinwerfer „Linde Vertilight“. So können Flotten mit Standard- und Ex-Schutz-Fahrzeugen auf dem gleichen Komfort- und Sicherheitslevel ausgestattet werden.
Komfort und Bedienung der Fahrzeuge sind identisch
Bauliche Unterschiede sind erst auf den zweiten Blick sichtbar und haben keine Auswirkungen auf Performance und Wirtschaftlichkeit. Alle elektrischen Betriebsmittel, von denen eine Funkenbildung ausgehen könnte, sind entsprechend der jeweiligen Zündschutzart gesichert. Mechanische Betriebsmittel, wie Bremsen oder Gabelzinken, werden mittels konstruktiver Maßnahmen geschützt. Die elektronisch gesteuerte Temperaturüberwachung sorgt dafür, dass selbst unter extremsten Einsatzbedingungen keine Komponente überhitzt. Um der Gefahr von Funkenbildung durch elektrische Aufladung vorzubeugen, sind Armlehne, Sitz, Fußmatte und Kunststoffteile antistatisch ausgeführt. Alle Modifikationen folgen dem Gebot, dass in Atmosphären mit brennbaren Stäuben, Gasen, Dämpfen oder Nebeln jegliche Zündquellenbildung verhindert wird.
Alle Ex-Schutz-Geräte von Linde MH basieren auf dem jeweiligen Serienmodell und werden ab Werk geliefert. Zum Kunden kommen sie inklusive aller notwendigen Zertifizierungen und Dokumentationen. Wartung und Service erfolgen über die Linde-Netzwerkpartner.
Normgerecht durch die Gefahrenzonen.
Die gesetzlichen Anforderungen an den Explosionsschutz werden ständig weiterentwickelt und standardisiert. Bei Staplern und Lagertechnikgeräten in Explosionsschutzausrüstung von Linde MH sind die Fahrzeuge selbst und die entsprechende Dokumentation auf dem neuesten Stand der Gesetzgebung. Sie entsprechen den EU-Bestimmungen für den Einsatz in explosionsgefährdeten Bereichen (EN 1755) sowie der Atex-Richtlinie 2014/34/EU. Die CE-Konformität wird durch die Anwendung harmonisierter Normen im Entwicklungsprozess sichergestellt. Dabei werden alle relevanten Komponenten, Geräte und Baugruppen sowie das Gesamtfahrzeug einer Typprüfung unterzogen und von einer akkreditierten, namhaften Prüfstelle zertifiziert. Linde MH bietet Fahrzeuge für den Einsatz in explosionsfähiger Atmosphäre, die im Normalbetrieb gelegentlich (Zone 1 Gas / Zone 21 Staub) oder nur kurzzeitig entsteht (Zone 2 Gas/22 Staub). Die Fahrzeuge der Gerätekategorie 2G/D (G=Gas / D=Dust) sowie 3G/D werden exakt auf die jeweiligen Einsatzbedingungen, die sich aus dem Explosionsschutzdokument des Kunden ergeben, angepasst.
Beratung bei der Auswahl des richtigen Ex-Schutz-Staplers
Neben den sicherheitstechnischen Aspekten sind bei Ex-Schutz-Staplern wirtschaftliche Gesichtspunkte von hoher Relevanz. Die speziellen Anforderungen wirken sich signifikant auf den Anschaffungspreis sowie die Kosten für Wartung und Reparatur aus. Die Vertriebsspezialisten von Willenbrock Fördertechnik beraten ihre Kunden dahingehend, Geräte und Ausstattungen exakt auf die vorgesehene Einsatzzone abzustimmen. Denn während ein EX-Schutz für die Zone 2 mit verhältnismäßig geringem technischen und finanziellem Mehraufwand zu realisieren ist, sind Stapler für die Zone 1 technisch sehr viel anspruchsvoller und damit teurer.
Nicht der Anschaffungspreis allein ist entscheidend, sondern auch die Folgekosten. Ex-Schutz-Stapler werden verhältnismäßig lange genutzt. Durchschnittlich zwölf Jahre beträgt eine mittlere Lebens- und Nutzungsdauer. Je länger die zu erwartende Nutzungsdauer des Gerätes ist, desto bedeutsamer werden die Folgekosten für Betrieb, Unterhaltung und Wartung. Über die Nutzungsdauer können sie ohne Weiteres 50 Prozent der Gesamtkosten ausmachen. Willenbrock-Kunden können im Übrigen Ex-Schutz-Fahrzeuge nicht nur kaufen oder leasen, sondern auch mieten.
Service an Ex-Schutz-Staplern
Nicht nur der Einsatz von Ex-Schutz-Staplern unterliegt besonderen Vorschriften, sondern auch der Service. Der Betreiber ist verantwortlich für den Zustand, den sicheren Betrieb, die Prüfungen und Instandsetzung seiner Fahrzeuge und hat dafür zu sorgen, dass alle Prüfungen ordnungsgemäß durchgeführt werden. Dazu hat er ein Wartungshandbuch zu führen, indem beispielsweise die Verwendung zugelassener Ersatzteile, Funktionsprüfungen, Angaben über längere Stilllegung dokumentiert werden. Alle drei Jahre ist für jedes Ex-Schutz-Fahrzeug gemäß Betriebssicherheitsverordnung eine Prüfung vorgeschrieben, in deren Rahmen für den Ex-Schutz relevante Bauteile zerlegt und auf zukünftige Tauglichkeit untersucht werden.
Die nach international geltenden Ex-Schutz-Bestimmungen ausgebildeten Willenbrock-Service-Spezialisten sorgen dafür, dass die explosionsgeschützten Fahrzeuge ihrer Kunden einsatzbereit bleiben und die gesetzlich vorgeschriebenen regelmäßigen Prüfungen problemlos bestehen. Die Techniker sind befähigt, an Ex-Schutz-Fahrzeugen Reparaturen und Wartungen, Prüfungen und Abnahmen an Linde und Fremdfabrikaten im gesamten Bundesgebiet durchzuführen. Analog zur Ersatzteilversorgung mit Serienteilen stehen auch für explosionsgeschützte Fahrzeuge Teile über die zentrale Linde MH 24/7-Versorgung zur Verfügung. Diese Ersatzteile bleiben weit nach Serienauslauf verfügbar. (ck)
Von Redaktion (allg.)
veröffentlich vonTechnische Logistik