27.11.2019

Kompaktlager: Dreifach höhere Produktivität dank „Ware-zur-Person“

Der Elektrogroßhändler H. Gautzsch und AM-Automation realisieren zur Kleinteilelagerung erneut ein AutoStore-System, diesmal im neuen Zentrallager Süd.
Auf der Oberseite der „Grid“ genannten AutoStore-Konstruktion sorgen Roboter für den schnellstmöglichen Warentransport aus dem Lager zur Kommissionierung. | Bild: H. Gautzsch

Zubehörteile für Installationen und Schaltanlagen, Systemkomponenten für Smart-Home-Anwendungen oder LED-Beleuchtungen unterschiedlichster Art: Im Zentrallager Süd der H. Gautzsch Firmengruppe stehen mehr als 30.000 Elektroartikel abrufbereit zur Verfügung. Das Logistikzentrum am Standort Rathsmannsdorf bei Passau wurde erst kürzlich in Betrieb genommen und soll dem Warenfluss von der Einlagerung bis zur Kommissionierung zu mehr Effizienz verhelfen.

Von Rathsmannsdorf aus versorgt die Elektrogroßhandlung im Umkreis von 70 Kilometern Fachbetriebe des Elektrogewerbes und sorgt für die Bestückung eigener Verkaufsfilialen, in Bayern wie auch im Nachbarland Österreich. Vor mehr als 160 Jahren in Münster gegründet, ist die Firmengruppe mit Elektroartikeln, Gartenmöbeln und Eisenwaren an insgesamt 79 Standorten überregional präsent. 1.300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erwirtschaften in 59 H. Gautzsch-Unternehmen einen Umsatz von mehr als 450 Mio. Euro, neben dem Warenverkauf gewinnen dabei Dienstleistungen im E-Business oder produktbezogene Schulungen für den Elektrosektor zunehmend an Bedeutung.

Kleinteile mit hohem Flächenbedarf

In der Warenlogistik setzt das Unternehmen auf moderne Technik. Wo immer möglich, werden Abläufe kontinuierlich optimiert oder erleichtern automatisierte Lösungen das Handling des Lagerguts.

Mit klassischer Lagerhaltung sind die Kundenanforderungen angesichts rasant wachsender Sortimente vor allem im Kleinteile-Bereich kaum noch zu bewältigen: Der Bedarf an zusätzlicher Fläche geht unmittelbar zu Lasten der Wirtschaftlichkeit, und zusätzliche Wege bei der Einlagerung und Entnahme der einzelnen Artikel kosten wertvolle Zeit.

Die Suche nach einer langfristig rentablen und leicht skalierbaren Alternative zum traditionellen Fachbodenregal führte den Geschäftsführer Helmut Lindinger schließlich zum AutoStore-Konzept.

„AutoStore erfüllt alle Anforderungen, die eine Logistiklösung für unser Angebot mitbringen muss“, stellt Lindinger fest. Konkret: „Das Lagergut wird deutlich komprimiert, damit sinkt der Raumflächenbedarf. Das System lässt sich einfach und modular erweitern, ist gegenüber anderen Konzepten weniger störanfällig und bietet eine hohe Betriebssicherheit.“

Die Logistiker von H. Gautzsch besichtigten vorhandene AutoStore-Anlagen im Praxiseinsatz und realisierten bald darauf das erste eigene Projekt im Münsteraner Zentrallager Elektro-West. Kurze Zeit später integrierte AM-Automation weitere Systeme im benachbarten Zentrallager Haushalt und Garten sowie im bayerischen Rathsmannsdorf.

Die Erwartungen sieht H. Gautzsch-Geschäftsführer voll und ganz erfüllt und nennt als Beispiel das neu errichtete Zentrallager Süd: „In der Kommissionierung konnten wir die Produktivität verdreifachen, indem die angeforderten Artikel nicht mehr einzeln aus Regallagerplätzen entnommen werden müssen, sondern automatisch zum Arbeitsplatz transportiert werden.“

Bei maximaler Ausnutzung der vorhandenen Lagerfläche bedeute das zugleich eine spürbare Arbeitserleichterung für die insgesamt rund 40 eingesetzten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die bis zu 80 Prozent ihrer Kapazitäten mit dem Handling von Kleinteilen verbringen.

Kompakte Lagerung, hohe Flexibilität

Die Basis von AutoStore bildet eine bis zu 7,50 m hohe und in Raster aufgeteilte Aluminiumkonstruktion (das sogenannte Grid). Die Einlagerung der Waren erfolgt in standardisierten Behältern, die je nach Auslegung des Systems Volumina von 48, 75 oder 99 Litern bieten. Die maximale Zuladung liegt bei je 30 Kilogramm. Die Behälter werden in den vertikalen Kanälen des Grids übereinandergestapelt, auf der horizontalen Ebene betragen die Zwischenräume jeweils nur wenige Zentimeter. Das Kompaktlager nutzt den verfügbaren Raum damit in allen Richtungen maximal aus.

Eine AutoStore-Konstruktion kann je nach Auslegung zwischen 1.000 und mehr als 1.500.000 Behälter aufnehmen. Im Zentrallager Süd integrierte AM-Automation ein System, das bei einer Lagerhöhe von rund 5,5 m und einer Flächennutzung von rund 17 x 46 m insgesamt gut 22.000 Lagerbehälter mit einem Volumen von jeweils 75 Litern aufnehmen kann.

Die Ein- und Auslagerung der einzelnen Behälter erfolgt zentral von der Oberseite aus. Dort sind kompakte Roboter im Einsatz, die über Fahrschienen jede Zelle des Rasters ansteuern und den jeweils obersten Behälter einer Zelle entnehmen können. Je nach Auslegung sind auf dem Grid zwei bis weit über 600 Fahrzeuge im Einsatz. Die Lagerbehälter haben keine fest zugewiesenen Plätze, sondern werden im Betrieb kontinuierlich umgeschichtet. Eine komplexe Software steuert die Bewegungsabläufe und bleibt über die Standorte der einzelnen Behälter auf dem Laufenden. Aus der Zahl der auf dem Grid eingesetzten Roboter ergibt sich die Kommissionier-Leistung der gesamten Anlage: Ein einzelner Roboter kann pro Stunde im Durchschnitt 25 Ein- und Auslagerungen vornehmen, im H. Gautzsch-Zentrallager Süd sind aktuell 21 solcher Systeme im Einsatz.

Ausgabe an Ports

Die Kommissionierung der entnommenen Artikel – und umgekehrt auch die Einlagerung neuer Waren – erfolgt von sogenannten Ports aus, die an beliebigen Orten entlang der untersten Grid-Ebene eingerichtet werden können. In Verbindung mit dem kundenspezifischen Lagerverwaltungssystem sorgt die Auto-Store-Routing-Software dafür, dass die angeforderten und auf der obersten Ebene entnommenen Behälter über vertikal unbestückte Zellen an den gewünschten Arbeitsplatz gelangen.

In Kooperation mit AM-Automation ist bereits die Einrichtung weiterer Anlagen an unterschiedlichen Standorten des Unternehmens im Gespräch.

Von Tobias Schweikl

veröffentlich vonLOGISTRA

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