07.08.2020

Ex-Schutz-Stapler aus Eigenproduktion

Fahrzeuge mit Explosionsschutz werden in zahlreichen Branchen benötigt – die Arbeit in der chemischen Industrie, Pharmaindustrie oder Lackierbetrieben wäre ohne ex-geschützte Fahrzeuge nicht möglich, da ohne sie die Gefahr von Gasexplosionen besteht. Aber auch in weiteren Industriezweigen ist eine spezielle Technik erforderlich, um die Sicherheit zu gewährleisten. So vielfältig die Anwendungsbereiche sind, so groß ist auch die Bandbreite der verschiedenen Fahrzeuge mit Ex-Schutz.

Dementsprechend bietet der Intralogistikkonzern Jungheinrich sein gesamtes Flurförderzeug-Produktportfolio mit Explosionsschutz an. Gefertigt werden die Ex-Schutz-Stapler im Kompetenzzentrum in Lüneburg bei Hamburg. Hier baut das Unternehmen kundenindividuelle Lösungen ab der Stückzahl 1. Das Portfolio reicht von der leichten Modifikation von Seriengeräten bis hin zu völlig neu konzipierten Sonderbauten. Die Ausrüstung von Fahrzeugen für den Einsatz in sensiblen Bereichen gehört dabei zum Standard. Damit die Ex-Schutz-Fahrzeuge absolut sicher sind, werden grundsätzlich alle Komponenten, die elektrische oder mechanische Funken verursachen können, heiße Oberflächen entwickeln oder elektrostatischer Aufladung unterliegen ex-geschützt.

Aktuelle Modelle mit Ex-Schutz

Fahrzeuge der Ex-Schutz-Zonen 2/22 bietet Jungheinrich seit 2013 aus Eigenproduktion an. Die Umrüstungen für die Zone 1/21 werden bisher meist noch von externen Partnern mit jahrzehntelanger Spezialisierung im Bereich Ex-Schutz übernommen. Im Vergleich zum Serien-Fahrzeug gibt es bei Jungheinrich-Ex-Schutz-Fahrzeugen keine ergonomischen oder ökonomischen Einschränkungen. Die Fahrzeuge entsprechen immer dem jeweils aktuellsten Entwicklungsstand der Großserie.

Ex-geschützter Deichselstapler

Der neue EJE 118x ist für den Einsatz in solchen Arealen ausgelegt, in denen die Möglichkeit besteht, dass in seltenen Fällen durch den Austritt von Gasen explosive Gemische entstehen könnten. Der Elektro-Deichselhubwagen mit einer Tragfähigkeit von 1.800 Kilogramm ist daher mit einer ganzen Reihe von Ex-Schutz-Features ausgestattet. So überwachen verschiedene Sensoren die Oberflächentemperatur von temperaturkritischen Bauteilen wie dem Hydraulik- und dem Fahrmotor. Überschreiten diese einen Grenzwert, wird das Fahrzeug binnen 30 Sekunden automatisch abgeschaltet. Der Bediener bekommt über eine LED-Leuchte einen rechtzeitigen Hinweis, der es ihm ermöglicht, das Fahrzeug noch sicher abzustellen.

Durch die druckfeste Kapselung von Bauteilen, wie dem Notaus, dem Schaltschloss oder dem Hydraulikmotor, werden mögliche innerhalb des Bauteils auftretende Explosionen noch im Gehäuse selbst eingeschlossen. Kommt es beispielsweise durch Funken innerhalb des Hydraulikmotors zu einer Explosion, läuft diese lediglich innerhalb der druckfesten Kapselung ab. Das Gehäuse ist speziell dafür ausgelegt, dem entstehenden Überdruck standzuhalten. Zusätzlich kühlen zünddurchschlagssichere Spalten an allen Gehäuseöffnungen die thermische Energie soweit herunter, dass eine weitere Explosion außerhalb der druckfesten Kapselung ausgeschlossen werden kann.

Edelstahlummantelte Gabeln minimieren im Einsatz die Gefahr von Zündquellen durch Stahlschlagfunken. Ein Ableitband leitet dauerhaft elektrostatische Energie in den Fußboden. Auch die spezielle Materialzusammensetzung der Reifen gewährt eine dauerhafte Ableitung von elektrostatischer Energie in den Fußboden und vermeidet damit Funkenüberschlag. Für jeden sogleich sichtbar ist die pneumatische Hupe des EJE 118x. Weil bei den elektrischen Hupen der Serienfahrzeuge stets die Gefahr besteht, dass Zündfunken entstehen, musste eine Alternative her. Um das Umrüsten dabei so einfach und kostengünstig wie möglich zu halten, hat sich die pneumatische Hupe als simples jedoch sehr effektives Bauteil in der Praxis bewährt.

Auch die im EJE 118x verwendeten Batterien sind speziell für den Einsatz in Ex-Zonen entwickelt und freigegeben. Da insbesondere beim Trenn- und Steckvorgang des Batteriesteckers die Gefahr von Funkenüberschlägen besteht, sind die Steckverbindungen besonders gesichert. Dafür weisen die Stecker einen erhöhten IP-Schutzgrad auf, sind gegen unbeabsichtigtes Lösen gesichert und vor Eindringen von Fremdkörpern und Wasser geschützt.

Gezielte Maßnahmen für mehr Sicherheit

Die fachgerechte Konzeption und Produktion und die ordnungsgemäße Bedienung in der täglichen Arbeit von ex-geschützten Fahrzeugen sind für die Sicherheit im Lager unerlässlich. Zu jedem Ex-Schutz-Fahrzeug von Jungheinrich gehört deshalb eine eigene Fahrzeugdokumentation bestehend aus Betriebsanleitung, Ersatzteilkatalog und  EU-Konformitätserklärung. Bei der Entwicklung und Bewertung von explosionsgeschützten Fahrzeugkomponenten  kooperiert Jungheinrich seit Jahren mit offiziellen Stellen wie der renommierten Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB). Jedes der explosionsgeschützten Fahrzeuge von Jungheinrich wird gemäß der Atex-Produktrichtlinie in Verkehr gebracht, darüber hinaus garantieren umfangreiche Qualitätskontrollen vor der Auslieferung maximale Sicherheit im Betrieb.

Speziell geschultes Servicepersonal

Um die Fahrzeuge in explosionsgefährdeten Zonen einzusetzen, ist es notwendig, die sicherheitsrelevanten Aspekte in regelmäßigen Abständen zu überprüfen. In Wartungs- und Instandhaltungsvorschriften wird geregelt, wann der Service am Fahrzeug notwendig wird. Ist das Ex-Schutz-Fahrzeug wartungs- oder reparaturbedürftig, sind die Jungheinrich-Kundendiensttechniker nicht weit. In jedem Jungheinrich Vertriebszentrum arbeiten mehrere speziell geschulte Ex-Schutz-Servicetechniker, die spezielle Ausbildungen im zentralen Schulungszentrum des Intralogistikkonzerns absolviert haben. Jährlich treffen sich die Techniker zudem zum gegenseitigen Erfahrungsaustausch im Kompetenzzentrum Explosionsschutz und sind damit beim Thema Ex-Schutz immer auf dem neuesten Stand. Die einzelnen Bauteile der ex-geschützten Stapler sind, wie bei jedem Jungheinrich-Fahrzeug, mit entsprechenden Ersatzteilsachnummern gekennzeichnet. Im Bedarfsfall kann der Jungheinrich Servicetechniker diese also binnen kürzester Zeit im zentralen Ersatzteillager bestellen und damit Stillstandzeiten vermeiden.

Von Redaktion (allg.)

veröffentlich vonTechnische Logistik

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