24.10.2019
Deutscher Logistik-Kongress 2019: BMW Group gewinnt Deutschen Logistik-Preis
Die Bundesvereinigung Logistik BVL ehrt die BMW Group für ihr Transport- und Intralogistik-Projekt „Logistics Next“. Preisverleihung auf dem Galaabend des Deutschen Logistik-Kongresses.Die BMW Group ist für das Projekt „Logistics Next“ mit dem Deutschen Logistik-Preis 2019 der Bundesvereinigung Logistik (BVL) prämiert worden. Die Preisverleihung erfolgte im Rahmen der Auftaktgala des Deutschen Logistik-Kongresses 2019, zu dem die BVL vom 23. bis 25. Oktober in Berlin lädt. Mit seinem Projekt setzte sich der Automobil- und Motorradhersteller laut BVL gegen zwei weitere starke Finalisten durch: die Airbus Operations GmbH und die Loxxess AG.
Technologie als Dienstleister für menschliche Arbeit
Das Transport- und Intralogistik-Projekt „Logistics Next“ wurde von der BMW Group im Jahr 2016 aufgesetzt. Das Vorhaben dreht sich darum, mit neuesten Technologien einfach und schnell auf Änderungen reagieren zu können, die in der Automobilproduktion täglich vorkommen. Zu diesen Technologien zählen, wie die BVL mitteilt, künstliche Intelligenz (KI), Industrie-4.0-Konzepte, autonom fahrende Transportfahrzeuge, Elektromobilität und andere alternative Antriebe, aber auch Pick-, Transfer-, Sortier- und Platzierroboter als Dienstleister für menschliche Arbeit. Der Einsatz von Datenbrillen und papierlose Logistikprozesse sowie die intensive Einbindung von Fach- und Führungskräften in die Erneuerung und Verbesserung betrieblicher Abläufe runden der Bundesvereinigung Logistik zufolge das Projekt ab.
Autonom, transparent, vernetzt, kollaborativ
„Das Bekenntnis des Topmanagements zur Logistik als Herzstück der Produktion und eine klare Roadmap waren Voraussetzungen für das Gelingen des Großprojekts, dessen wesentliche Attribute lauten: autonom, transparent, vernetzt, kollaborativ. Transparenz schaffen durch Digitalisierung, Entwicklung und Einsatz von autonom fahrenden Transportfahrzeugen – werksübergreifend entwickelt, über offene Systeme gesteuert und standardisiert über alle Standorte hinweg. Step-by-Step umsetzbar und als Plattformlösungen konfiguriert“, so die BVL.
„Wir haben eine klare Zukunftsvision und setzen uns frühzeitig mit den Technologien von morgen auseinander. Mit unseren innovativen Ansätzen können wir die immer komplexer werdenden Logistikprozesse effizient betreiben, transparent machen und damit unser Produktionssystem weiterentwickeln“, sagte Jürgen Maidl, Leiter Produktionsnetzwerk, Logistik BMW Group.
An vier großen Produktionsstandorten, nämlich Dingolfing, Leipzig, Regensburg und München, wird zeitgleich an unterschiedlichen Technologien gearbeitet und viele Systempartner lassen sich gegenseitig an ihren Erkenntnissen teilhaben. Nach und nach wurden neue Technologien erprobt und in den Wertstrom der Werke integriert.
Mit dem Einsatz von autonomen Transportsystemen auch im Außenbereich, wie im Pilotprojekt in Leipzig, nimmt die BMW Group nach BVL-Angaben eine Vorreiterrolle ein: Ein autonomer Outdoor-Transportroboter („AutoTrailer“) bringt Lkw-Auflieger selbstständig vom Stellplatz zur Ent- und Beladestation. Im Werk Dingolfing übernimmt die „Autobox“ autonom den Transport von Lasten bis 25 Tonnen innerhalb des Werks und nutzt dazu ein leitlinienfreies Navigationssystem.
Technik soll den Menschen unterstützen
Während BMW die Automatisierung des Materialtransports bereits gelöst habe, so die BVL, müsse das Materialhandling zwischen verschiedenen Prozessschritten noch manuell von Mitarbeitern ausgeführt werden. Daher entwickle ein Team zusammen mit externen Partnern und Universitäten autonome Roboter, „die manuelle Handlungsschritte unterstützen werden“. Dahinter stehe das Credo: „Bei der BMW Group unterstützt die Technik den Menschen.“
„SortBot“ im Serienbetrieb
Bereits im Serienbetrieb ist im BMW Group Werk Leipzig der „SortBot“: Er erkennt Kleinladungsträger mithilfe einer 3D-Kamera und künstlicher Intelligenz, findet den optimalen Greifpunkt und stapelt die Behälter mithilfe eines Sauggreifers auf die Palette. So entlastet er die Mitarbeiter von schweren und unergonomischen Tätigkeiten. Und mit dem „PickBot“, dem „Smart Transport Robot“, dem „PlaceBot“ oder dem „SplitBot“ hat die BMW-Group-Logistik bereits eine ganze Reihe weiterer Roboter für komplexe Einsätze in der Planung oder bereits im Testbetrieb.
Jury-Urteil: Weit fortgeschrittene Digitalisierung
Ausschlaggebend für die 17-köpfige Fachjury des Deutschen Logistik-Preises 2019 unter Vorsitz von Matthias Wissmann war es der BVL zufolge, mit „Logistics Next“ ein Projekt vorzufinden, bei dem die digitale Transformation weit fortgeschritten ist. „Die Langfristigkeit der Zielsetzungen und Planungen, die Konsequenz in der Umsetzung und die Begeisterung der Projektbeteiligten und deren Teamgeist sind erfrischend, innovativ und vorbildlich – ebenso wie die standortübergreifende Zusammenarbeit zwischen Produktion, Logistik und IT. Das alles hat uns überzeugt“, so Wissmann. „Die BMW Group hatte bereits in der ersten Abstimmungsrunde die Nase vorn – und nach den Berichten des Auditorenteams war das Votum der Jury in der zweiten Runde dann sogar einstimmig.“
Der Deutsche Logistik-Preis
Mit dem Deutschen Logistik-Preis zeichnet die BVL in der Praxis realisierte Logistikkonzepte aus, die von Unternehmen aus Industrie, Handel und dem Dienstleistungssektor eingereicht werden können. Im Zentrum steht die Frage: Ist Ihre Logistik innovativ? In den von der Jury zu beurteilenden Unterlagen müssen die Entwicklung der Konzeption, die Implementierung und die Ergebnisse dargestellt werden. Der Praxisbezug ist entscheidend. Der Preis wird seit 1984 von der Bundesvereinigung Logistik vergeben. Die Preisträger der vergangenen fünf Jahre sind:
- Kommunikation Sachsen AG – Komsa gemeinsam mit der LogistikPlan GmbH (2018)
- Bosch (2017)
- AGCO gemeinsam mit dem Kooperationspartner 4flow (2016)
- die BLG gemeinsam mit ihrem Auftraggeber Engelbert Strauss (2015),
- Mercedes AMG gemeinsam mit seinem Dienstleister Müller, die lila Logistik (2014)
Von Tobias Schweikl
veröffentlich vonLOGISTRA