11.05.2020
Logistik-IT: Honsel Umformtechnik optimiert Lagerverwaltung mit proLogistik
Dank einer synchronisierten Kommunikation zwischen Lagerverwaltung und ERP-System konnte zur Kommissionierung das Ware-zur-Person-Prinzip eingeführt werden. Der Arbeitsaufwand hat sich verringert.Der Drahtspezialist Honsel Umformtechnik GmbH hat am zentralen Firmensitz in Fröndenberg an der Ruhr eine neue Produktionsstätte samt angebundener Logistiksektion errichtet. Dort werden die Fertigprodukte zwischengelagert und auftragsbezogen für den Versand vorbereitet. Die synchronisierte Kommunikation und Interaktion zwischen dem ERP- und dem Lagerverwaltungssystem (LVS) sorgt für Bestands- und Prozesssicherheit im täglichen Betrieb. Gleichzeitig konnte durch die Implementierung des Ware-zur-Person-Prinzips erreicht werden, dass bei verringertem Arbeitsaufwand eine hohe Kommissionierleistung erzielt wird.
Das Portfolio des Unternehmens reicht vom einfachen Kaltumformteil, wie etwa Nieten, Muttern und Bolzen, über speziell veredelte Sonderanfertigungen bis hin zur prozessüberwachten Anlage für die Niet-Automation. Angesichts einer konstant wachsenden Nachfrage investiert Honsel auf operativer Ebene in Kapazitätserweiterungen. Das betrifft sowohl den Maschinenpark als auch die zur Verfügung stehenden Nutzflächen.
Weniger Laufwege für die Mitarbeiter
Jüngstes Projekt ist das sogenannte „Werk 3“ auf 2.500 Quadratmetern Grundfläche in Fröndenberg/Ruhr, das Anfang 2019 seinen Betrieb aufgenommen hat.
„Um unser Personal von langen Laufwegen und Suchvorgängen zu entlasten und gleichzeitig effizienter wirtschaften zu können, haben wir uns entschieden, auf Intralogistikebene das Ware-zur-Person-Verfahren einzuführen“, sagt Thomas Kleinert, Leiter operative Logistik.
Parallel wurde mit der neuen Systemlösung das Ziel verfolgt, den Servicegrad für die Kunden sowie die Qualität insgesamt weiter zu steigern.
„Im Rahmen unserer Digitalisierungsstrategie war es auch wichtig, eine Lagerverwaltungssoftware zu implementieren, die medienbruchfrei mit dem ERP-System kommuniziert und ein belegloses, mobiles Arbeiten ermöglicht“, so Kleinert weiter.
Standardsoftware mit individuellen Applikationen
Bei der Lagerverwaltung fiel die Wahl auf „pL-Store“ des Anbieters proLogistik, ein standardisiertes Lagerverwaltungssystem (LVS) mit integrierter Materialflusssteuerung. Das Projekt startete Ende Juni 2018 mit einem Kickoff vor Ort in Fröndenberg.
Über die Bestandsaufnahme hinaus galt es zu klären, um welche kundenspezifischen Funktionen das Basispaket der Software zu erweitern war. Dies betraf zum einen die Fördertechnik-Anbindung zwecks Realisierung des Ware-zur-Person-Ansatzes, aber auch den Wareneingang aus der Produktion inklusive der bei Honsel üblichen optoelektronischen Qualitätskontrolle.
Das neue LVS verfügt bereits über eine standardisierte Integrationskomponente, über die es an das im Einsatz befindliche, übergeordnete ERP-System des Partners proALPHA gekoppelt worden ist. Abgebildet ist auch der auf halbautomatische Fachanfahrt ausgelegte Schmalgangstapler des Herstellers Still, der Hubhöhen bis zu acht Meter realisiert und mit einem 10,4“-Touch-Terminal ausgestattet ist.
Mit „iGo pilot navigation“ verfügt das Gerät zudem über ein Assistenzsystem, das Fahrsicherheit auch bei hohem Tempo garantiert und der Navigation im Lager dient. Über eine Schnittstelle zum LVS von proLogistik sind dort alle maßgeblichen Koordinaten hinterlegt.
Als Ladungsträger kommen ausschließlich Kunststoff-Paletten zum Einsatz, die sowohl mit Behältern als auch Kartons bestückt sind. Aus der Fertigung zugeführt werden sie über einen Einlagerstich aufgesetzt und über die Fördertechnik mithilfe des Querverschiebewagens auf dem Ein-/Auslagerlagerstich abgestellt.
Die Lagerverwaltungssoftware übermittelt einen Transportauftrag, der Schmalgangstapler nimmt die Palette auf und lagert sie gemäß Anweisung ein. In den zwei Regalgängen sind rund 1.300, durch das LVS verwaltete Stellplätze eingerichtet worden.
Analog gestaltet sich der Auslagerprozess. Zur auftragsbezogenen Kommissionierung angeforderte Waren werden palettenweise durch den Querverschiebewagen an einem der beiden Kommissionierstiche bereitgestellt. Der Pickbereich umfasst sechs Paletten-Stellplätze, wobei jeweils drei von einem Werker zu bearbeitet sind.
Diesem werden die Aufträge auf das Handgerät aufgespielt. Infolge stellt er die angeforderten Kleinladungsträger (KLTs) zusammen. Dabei werden stets nur volle KLTs von der Palette entnommen, ein Anbruch findet nicht statt.
Um sicherzustellen, dass auch stets der korrekte Artikel gepickt wird, erfolgt eine Gegenscannung des KLT-Labels. Geprüft werden Artikelnummer und Charge. Nach jedem Pick wird die Menge an proALPHA zurückgemeldet und das ERP-System erzeugt die entsprechenden Versandetiketten.
Im Anschluss an die Kommissionierung erhält der Mitarbeiter die Meldung „Palette wird abgefahren“. Befindet sich noch Ware auf der Palette, übernimmt erneut der Querverschiebewagen und transportiert sie zum Einlagerstich in der Vorzone des Schmalganglagers. Leere Ladungsträger werden vom Kommissionierstich abgenommen.
Mobile Hardware für den rauen Industrieeinsatz
Bei ihrer Arbeit nutzen die Werker mobile Handgeräte, die prädestiniert für die Anwendung im mitunter rauen Industriealltag sind. Im Gegensatz zur papierbehafteten Führung geht die Arbeit schneller und fehlerfrei von der Hand. Diese mobilen Datenerfassungsgeräte hat der Dortmunder Intralogistik-Systemanbieter ebenso beigesteuert, wie den ebenfalls im Einsatz befindlichen Handwagen im Wareneingang (WE-Handwagen).
Bei diesem handelt es sich um eine mobile Arbeitsstation, die sich flexibel nutzen lässt. Auf dem Rollwagen kommt ein Industrie-Touch-PC, der pro-V-pad-Serie zum Einsatz. Charakteristisch für den Terminal-PC aus eigener Herstellung von proLogistik sind schlagresistente Kunststoffgehäuse und eine stabile, gehärtete und verschleißfreie (kapazitive) Touch-Oberfläche.
Kennzeichnend für den WE-Handwagen sind ferner drehbare Rollen, eine Feststellbremse, ein integrierter Kabelkanal sowie Ablageflächen. Dort lassen sich Dokumente unterbringen, aber auch Scanner, Etiketten-Drucker und/oder eine Batterie. Die Akku-Box hat den Vorteil, dass der Handwagen unabhängig vom Stromnetz genutzt werden kann.
„Mit dem hier gemeinsam Erreichten sind wir sehr zufrieden“, zieht Thomas Kleinert Bilanz. „Die Qualität im Bereich der Logistik konnte deutlich erhöht werden. Dieser Umstand wirkt sich direkt auf den Servicegrad aus, den wir im Sinne unserer Kunden kontinuierlich verbessern.“
Weitere Vorteile erschließen sich durch die softwaregestützte permanente Inventur, die eine Erfassung und Fortschreibung des Lagerbestandes ohne zeitliche Beschränkung während des laufenden Betriebs ermöglicht. Für das pL-Store-LVS von proLogistik hätten zudem kalkulierbare Betriebskosten gesprochen, die für spätere Wartungen und turnusmäßige Updates anfallen.
Von Tobias Schweikl
veröffentlich vonLOGISTRA